Mauritius klingt nur teuer


Sind die Strände, die Palmen, das Meer so unbezahlbar, wie sie aussehen?
Unser Reporter testete die Luxus- und Honeymoon-Insel Mauritius auf ihre
Geldbeutelverträglichkeit


Geschrieben von JENS A. KOCH – erschienen in der BILD am Sonntag am 28.01.2013:


Delfine haben mir den Schlaf geraubt. Mit schweren Augenlidern sitze ich in einem
kleinen Boot in der Tamarin-Bucht von Mauritius, das Himmelszelt funkelt kaum. Dann,
kurz nach sechs, kommen die ersten Sonnenstrahlen und mit ihnen die ersten Delfine.
Ab ins Wasser. Unter den Wellen höre ich ihr Pfeifen. Das Wasser ist badewarm; trotzdem
bekomme ich Gänsehaut.

Dieser Delfin-Tag macht so glücklich, man meint, er sei für Nichtmillionäre unbezahlbar.

So wie ganz Mauritius doch eher als Insel für Flitterwochenpaare und Golfer gilt. Ist dieses
Fleckchen im Indischen Ozean wirklich nur was für schön Reiche Luxusurlauber …


Der BILD-am-SONNTAG-Reporter hat sich quer über die Insel getestet.
Gleich vorweg: Delfinschwimmen ist bezahlbar. Der Tagesausflug kostet pro erwachsener
Nase 50 Euro*, inklusive Weiterfahrt zu einem Korallenriff, wo geschnorchelt wird, inklusive
einem Grill-Picknick mit Lobster und mauritischen Spezialitäten auf der unbewohnten Insel Île aux Bénitiers.
Der Flug nach Mauritius dauert elfeinhalb Stunden, und kaum stehen meine Füße wieder auf
dem Boden, ist das Budget um rund 700 Euro geschrumpft. Für das Geld gibt’s aber Gute-
Laune-Macher wie Temperaturen zwischen 24 und 35 Grad.
Und dann kommt Strand wie Sand am Meer, und dazu ein Bier zum Chillen aus dem
Supermarkt, für 60 Cent. Die Palmen spenden ihren Schatten umsonst. Wer also nicht
nur Sonnencreme in die Strandtasche packt, muss nicht ständig in die Urlaubskasse schielen.
Und damit die Augen auf die berühmteste Insulanerin, die „Blaue Mauritius“. Rund eine Million
Euro ist eine ungestempelte Briefmarke wert, von denen Queen Elizabeth II. eine besitzt.
Die britische Kolonie war einmal, heute ist Mauritius eine unabhängige Republik, 67 Kilometer
lang, 45 Kilometer breit, Heimat von indischstämmigen Hindus, afrikanischen und
französischen Christen und geistergläubigen Chinesen. Eintracht, wohin man schaut.
Zur Flasche Bier genieße ich die mauritische Küche: An jeder Straßenecke
werden Snacks verkauft, kreolische, indische, chinesische. Zum Beispiel „Gateaux Piment*“ –
das sind gefüllte Teigbällchen für sage und schreibe 8 Cent* das Stück. Auch in den
einheimischen Restaurants kostet angenehm satt werden nicht viel.

Für fangfrischen Fisch mit Gemüse und Getränken muss selten mehr als zehn Euro* gezahlt werden.
Wer mit gebräunter Haut nach einem langen Strandtag und vollem Magen nur noch ins Bett
will, kann auch auf Mauritius einen bezahlbaren Schlafplatz finden. Auf 6-Sterne-Luxus für
mindestens 600 Euro+ pro Nacht muss ich verzichten und tue es gern.

Denn bei Marc und Corinne im "La Reine Creole" gibt es zwar kein Chichi, kein Schnick und Schnack,

aber eine Übernachtung mit Frühstück ab 21 Euro* pro Person.
Die Herzlichkeit von Marc und Corinne ist nur mit Gold aufzuwiegen.
Vom „La Reine Creole“ ist der Weg zum Strand fünf Autominuten* entfernt, mit einem
Mietwagen kein Problem, 30 Euro pro Tag sollten dafür – je nach Saison* – eingeplant werden. Wer mit dem
Linksverkehr auf der Insel überfordert ist, kann sich für 60 Euro im Taxi tageweise über die
ganze Insel chauffieren lassen und hat gleich einen Fremdenführer dabei. Und die sind auch
noch extrem freundlich, wie so ziemlich jeder Mauritier.
Während ich als vielgereister Tourist hinter jedem Lächeln eine Verkaufs- oder Bettelstrategie
vermute, muss ich mich anfangs auf Mauritius erst an die allseits präsente Herzlichkeit
gewöhnen. Es wird viel gelacht und gelächelt; selbst beim obligatorischen Feilschen auf dem
Markt bleibt das „Der haut mich grade übers Ohr“-Gefühl aus. Und das ist wahrscheinlich das
Entspannendste des ganzen Urlaubs – und es kostet keinen einzigen Cent.

So muss irgendwie das Paradies sein.

* Daten wurden aktualisiert von La Reine Creole, Bed and Breakfast, Mauritius